Das Loßburger Backhäusle in der Schlagwaldstraße 5 wurde 1843 als Armenhaus und Backhaus von der Gemeinde gebaut. Im ersten Stock wurde eine Wohnung eingerichtet.
Den Backofen im Erdgeschoß benutzten regelmäßig die Frauen aus der Siedlung und vom Schlagwald. Um den Ofenbetrieb optimal zu garantieren, war eine "Bache-Fragetse" verantwortlich. Sie regelte die Termine mit den anfragenden Frauen, um Engpässe zu vermeiden.
Bis in etwa in das Jahr 2000 war das Schaubacken von Paula Bemmer ein Highlight für die Urlauber im Loßburger Ferienland.
Viel Arbeit liegt schon hinter den Backhausfreunden. Vor knapp zehn Jahren war die Gemeinde kurz davor, das Backhäusle stillzulegen. Die beiden Öfen drohten zusammenzufallen. Im Frühjahr 2004 wurde der Förderverein gegründet, und mit dem Erlös von fünf Zwiebelfesten erarbeiteten sich die rund 60 Mitglieder eine finanzielle Basis für die Sanierung der beiden Öfen. Letztlich investierte der Verein knapp 36 000 Euro in dieses Projekt. Es war nicht leicht, Ofenbauer zu finden, die die beiden alten Öfen instandsetzen konnten. Letztlich fanden sich zwei erfahrene Handwerker aus Neubulach, die mit der beauftragten Firma zusammenarbeiteten.
Nun ist die jüngere Generation am Zuge
Jetzt ist bei den Vorhaben des Fördervereins das Obergeschoss des Hauses des Backhauses an der Reihe. Ausgeräumt ist das Stockwerk bereits, neue Fenster sind schon eingebaut, und auch einige alte Balken wurden ausgetauscht. Bis das Obergeschoss aber richtig genutzt werden kann, ist noch viel zu tun: Das Fernziel sei, im Obergeschoss ein kleines Backmuseum und als Treffpunkt für Sitzungen einzurichten.
Im Zuge des Sanierungsgebietes soll nun das Backhaus im Jahr 2024, unter den Auflagen des Denkmalschutzes, saniert werden.
Das historische Backhaus aus dem Jahre 1843, unterhalb der Jakobskirche (heute Bürgerhaus.
Frisches Brot aus den renovierten Holzöfen: Dieter Imberger (links), die Gründer des Vereins Backhausfreunde, und Bäckermeister Helmut Correus.
Die Geschichte der Backhäuser
Die Geschichte der Backhäuser begann im mitteleuropäischen Raum vor etwa 400 Jahren. Fast jeder Hof hatte seinen eigenen Backofen innerhalb des Hauses. Das führte häufig zu Hausbränden und gefährdete nicht selten die ganze Gemeinde. Die unkontrollierbaren Brände führten letztlich zum Bau gemeindeeigener Backhäuser. Oft geschah es gegen den Willen der Bürger, denn freiwillig räumten unsere Ururgroßmütter ihre altvertrauten Backstellen nicht.
So erließ beispielsweise die Württembergische Feuerschutzbehörde 1808 folgenden Generalverordnung : „Da die vielen Backöfen in den Häusern ebenso überflüssig als gefährlich sind, wollen innerhalb Jahresfrist in allen Orten, keine Kommun- Backöfen oder deren nicht genug sind, dergleichen jedoch entfernt von öffentlichen Wegen, Chausseen , usw. erbaut werden.“
Kluge Schultheißen hatten aber schon längst vor diesen Verordnungen Gemeindebackhäuser erstellt. Zudem stellte der Backtag ein wichtiges, Interaktion und Gemeinschaft förderndes Datum dar. Hier wurden beim Warten auf Brot und Kuchen Neuigkeiten ausgetauscht. Trotz genauer Bauvorschriften bezüglich der Erstellung am Ortsrand, findet man Backhäuser meistens in der Ortsmitte in Kirchennähe.
Die Kirchenuhr half, die Backzeiten einzuhalten. Meist wurden in den Backhäusern zwei Backöfen eingebaut. Mit zwei Zügen konnte sogar die Hitze reguliert werden. Wer hier backen wollte, benötigte jedoch viel Erfahrung und Augenmaß, denn es standen keinerlei technische Hilfsmittel zur Verfügung. Deshalb hatte jedes Backhaus einen Bäckerrufer oder eine Backmeisterin, welche bei der jeweiligen Gemeinde angestellt waren. Es gab aber auch Gemeindebäcker.
Der Tätigkeitsbereich des Bäckerrufers und der Backmeisterin variierte von Gemeinde zu Gemeinde. In manchen Backhäusern waren sie zuständig für das Anfeuern der Öfen, für das Besorgen der Reisigbünde, für das Einschießen und das Herausnehmen der Brote und Kuchen. Die Frauen, die gerade Backtag hatten, reinigten den Ofen, das Backhaus und die Gerätschaften.
Die Bäckerrufer überwachten in den meisten Backhäusern (mehr oder weniger) den Ablauf des Backens und nahmen das wichtige Auslosen der Backzeiten vor. An welchen Tagen welche Familie backen durfte, hing im Backhaus aus. Beim Zwölfeläuten tags zuvor wurde mit Kugeln oder Hölzchen mit Ziffern die Backreihenfolge ausgelost. Die gezogene Reihenfolge entschied, ob man als Erste backen musste und einen kalten Ofen vorfand oder ob man die Ofenwärme des Vorbäcker nutzen konnte.
Waren zu viele Backinteressierte da, wurden einfach Nieten unter gemischt. Wer eine Niete zog, „denne bleibt´s Maul sauber“, hieß es dann schadenfroh. Mit der Entwicklung des Handwerks übernahmen Bäcker das Backhaus der Gemeinde.
Heute werden Backhäuser meist durch Vereine genutzt. Einmal oder mehrmals jährlich finden „Backhausfeste“ statt. Mundartlich wird das Backhaus in manchen Gegenden „Backes“ genannt.